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Simplicius Simplicissimus - Oper in Bremen
Bremen, Inspiration

Simplicius Simplicissimus

Simplicius ist wieder da! Ab April im Theater Bremen. Ich werde bestimmt noch einmal in die Welt des Dreißigjährigen Krieges eintauchen.
Mein Beitrag bleibt also aktuell: Nun habe ich es in diesem Jahr (2017) schon im Januar in die Oper geschafft. Mit voller Kraft voraus in ein einzigartiges Kunstwerk. Vergesst den Taftkleid-Marathon. Die Oper hat viele Gesichter. Es ist ein Totenkopf, der die Handlung beschreiben könnte. Der Tot, das Wüten, das Gemetzel. Dreißig Jahre Krieg. In drei Teilen erleben wir Ausschnitte der immerwährenden Brutalität des Dreißigjährigen Krieges, erstmalig aufgeführt im Theater Bremen.

Simplicius Simplicissimus, drei Szenen einer Jugend von Karl Amadeus Hartmann. Die Vorlage bietet Grimmelshausens Roman Der abentheuerliche Simplicissimus Teutsch. Ein barocker Stoff, zwischen 1934 und 1935 von Hartmann in eine Oper geformt, jedoch erst 1949 uraufgeführt.
Drei Szenen einer Jugend? Ja, der Simplicius überlebt. Der Sprecher, Max Geburek, setzt einen Faktenrahmen, der den gesamten Krieg zusammenfasst. Vor dem Dreißigjährigen Krieg gab es 12 Millionen Menschen in Deutschland. Am Ende blieben 4 Millionen. Der Sprecher ist noch ein Kind. Im Anzug. Um so wirkungsvoller die Faktenlage. Wer nun denkt, der Sprecher springt auch in die Rolle des jungen Simplicius. Nein. Nur kurz wird es einen Rollenwechsel geben. Der Sprecher wird uns aber wieder an die Zahlen erinnern. Die drei Teile fließen gut ineinander über. Bei einer eher schlanken Länge von 1h20min, haben wir es mit dichter Handlung zu tun. Es vergeht wie im Flug.

Eins

Der noch namenlose Bauernjunge soll nachts die Schafe hüten. Nur die Sackpfeife bewahrt ihn vor dem Wolf, so behauptet der Bauer. Ängstlich klammert sich der Junge an die Pfeife, versucht zu spielen und gleitet doch in einen schrecklichen Traum. Im Bühnenbild, das rund ausgeschnitten ist, und als Form selbst im oberen Teil Schablone für ein Spotlight ist, wird gleich ein schauriger Effekt sichtbar. Der Junge sieht im Traum Menschen, die oben auf dem Baum sitzen; wir Zuschauer*innen sehen nur hängende Füße, die Galgenassoziation bleibt nicht aus. Ein Landknecht steht also plötzlich wirklich vor ihm, den der Junge Wolf nennt. Bauer und Familie werden getötet, nur der Junge bleibt übrig. Zeuge des Blutbades. Schon in dieser Szene wird der ganze Raum ganz Plastisch von der Panik und Gewalt ergriffen. Der Männerchor ist zunächst versteckt im Publikum platziert und erhebt plötzlich die Stimme. Zwischenrufe, Gebrüll, Gesang, Summen kommen aus allen Ecken. Ein so unmittelbares, plastisches Hörerlebnis von Gewalt und Panik hat mich durch die sehr unmittelbare Lösung beeindruckt.

Zwei

Der Junge, gespielt von Marysol Schalit, wurde also verschont. Er hat den Wolf erkannt, jedoch nicht das Tier. Also doch? Der zweite Teil beginnt. Die Begegnung mit dem Einsiedler. Die Dialoge zeigen den Zwiespalt von Überheblichkeit und Zuneigung beim Zusammentreffen vom Simplicius Simplicissimus und jenem Einsiedel. Er gibt dem Bauernjungen jenen Namen, lehrt ihn das Überleben als Selbstversorger und sieht nach zwei Jahren sein Ende kommen. auch hier wird das Bühnenbild wieder zu einer sehr schönen Schlüsselszene verhelfen. Der Tod naht und der Einsiedler, gespielt von Luis Olivares Sandoval, begibt sich unter die Erde, oder besser auf die grüne Wiese. Im Unteren Teil des Bühnenbildes ist ein sich immer wieder öffnender Schaukasten mit verschiedenen Settings, wie eine barocke Wunderkammer. Auf der Schafheide im Grünen lässt sich Simplicius‘ Wahlvater nieder. Diese Wunderkammer verwandelt sich übrigens im Stück immer wieder, zu einer Metropolis-Landschaft mit Eisenbahn, einer Totenkopfparade, einem Insektenhaus.
Zeit für das nächste Kapitel.

Drei

Im dritten Bild kommen wir zum Showdown. Eigentlich, ja nicht, denn in jedem Teil wird der Tod thematisiert. Er ist allgegenwärtig. Das Orchester unter Clemens Heil ist nicht im Orchestergraben versteckt. Es ist ein Teil des Geschehens. Zuweilen laufen Schauspieler durch die Musikerreihen. Simplicius Simplicissimus, der Allereinfältigste, bleibt verschont und auch im dritten Teil wird sich dies nicht ändern. Er findet sich auf einer Gouverneursfeier wieder. Als nunmehr ausgewiesener Narr dient er dem Amüsement jener Obrigkeiten. Seine naiven Ansichten zur Dame (Nora Ronge) sind den Anwesenden ein Fest. Die Damendarstellung ist im Zeitverlauf sehr überspitzt. Ich hätte weniger Detail gebraucht. Aber vielleicht ist das nur meine Einstellung. Der Stolz, die Verführung, wurden schon in so wenigen Handlungen von der Dame dargestellt, dass alle weiteren Schritte irgendwie platt waren. Sicherlich sollte die männliche Sicht dort überspitzt dargestellt werden.
Nun, die Obrigkeiten werden niedergemetzelt.
Vier Millionen von zwölf bleiben übrig.
Beim Publikum ein Schauer. Was ist mit Bremen im dreißigjährigen Krieg passiert?
Hat sich die Seele verabschiedet. Das Gemetzel von dreißig Jahren lässt jegliche Solidarität schwinden. Nur der Blick aus der allereinfältigsten Perspektive ist ein Weg.

Ein aufwühlendes Opernerlebnis, zeitlos, dynamisch und ergreifend.

Besetzung

Simplicius Simplicissimus: Marysol Schalit
Einsiedel: Luis Olivares Sandoval
Gouverneur: Christian-Andreas Engelhardt
Landsknecht: Birger Radde
Bauer: Loren Lang
Hauptmann: Patrick Zielke
Dame: Nora Ronge
Sprecher: Max Geburek (Sprecher bei der Premiere) / Constantin Hussong (alternierende Sprecher)
Herrenchor des Theater Bremen

Musikalische: Leitung Clemens Heil
Inszenierung: Tatjana Gürbaca
Bühne und Licht: Klaus Grünberg
Mitarbeit: Bühne Anne Kuhn
Kostüme: Silke Willrett
Mitarbeit: Kostüm Carl-Christian Andresen
Chor Herren: Alice Meregaglia
Dramaturgie: Caroline Scheidegger

Termine

Samstag, 28. April 2018, 19:30 – 20:45 Uhr / Wiederaufnahme
Freitag, 04. Mai 2018, 19:30 – 20:45 Uhr
Freitag, 18. Mai 2018, 19:30 – 20:45 Uhr
Mittwoch, 13. Juni 2018, 19:30 – 20:45 Uhr / Zum letzten Mal

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2 Kommentare

  • Antworten Wochenend-Ausgehtipps 3.- 5. Februar - Blumenbrigade 3. Februar 2017 at 09:29

    […] wird im Theater Bremen gespielt. Ich durfte schon die Premiere erleben und habe einen kleinen Beitrag dazu geschrieben. Ich denke, auch ungeübte Operngänger könnten sich das mal […]

  • Antworten Wochenend Ausgehtipps vom 10-12.3.2017 - Blumenbrigade 10. März 2017 at 09:31

    […] sehr ans Herz gelegt werden sollte. Ich war schon einmal da, Ihr könntet Euch mit dem Blogbeitrag […]

  • Hinterlasse eine Antwort